Studentin (21):
„Wenn du was erleben willst, melde dich beim Joyclub an. Ich habe da schon viele aussergewöhnliche Dates gefunden und meinen Spass gehabt.“ Schrieb er mir, der sexsüchtige Schönling, den ich auf Tinder kennengelernt hatte. Joyclub? Das sagte mir bisweilen nichts, aber ich würde es mir ansehen…
Die Anmeldung ist unkompliziert: Es werden die üblichen Daten abgefragt und man wählt einen Joyclub-Namen (Der Kreativität und Obszönität, so konnte ich es bisher beobachten, sind hier keine Grenzen gesetzt).
Ist dieser Schritt abgeschlossen, werden erstmal alle Neigungen, Vorlieben und Abneigungen abgefragt: In diversen Kategorien kann man seine persönlichen Präferenzen für sexuelle Spiel- und Gangarten wählen. Von allen möglichen Arten und Konstellationen der Zwei- und Dreisamkeit, bis hin zu Gruppensex und Voyeurismus lassen sich von 0 „Geht gar nicht“ bis 5 „Unbedingt“ oder „Will ich mal ausprobieren“ Wünsche und Präferenzen ausweisen. Für die noch Unerfahrenen (wie mich) ist auch jede Vorliebe kurz erläutert, dass es auch keine Missverständnisse bei „Natursekt“ o. Ä. gibt. Man kann diesen Punkt auch überspringen und sich gleich an den Freitext zur Profilbeschreibung machen.
Wer sich als junge Frau im Joyclub anmeldet, kann sich darauf gefasst machen von gut 20 Männern täglich angeschrieben zu werden. Man liegt immerhin in der Zielgruppe der Gleichaltrigen, aber auch in der von älteren Männern. Sofern man alle Anfragen beantwortet, kann man wirklich mehrere dutzende Mails täglich im Posteingang haben.
Ich war anfangs zugegeben sehr überfordert von der offenen Kommunikation einiger Männer: Was sonst bei anderen Netzwerken mit vorgehaltener Hand nur angedeutet wird, wird im Joyclub ausführlich und offen kommuniziert. Es gibt aber nicht nur plumpe Offerten – zumeist wird man erstmal für die weiblichen Kurven komplimentiert und ein anschliessendes „Wie geht es dir?“, „Was suchst du hier?“, oder „Was treibst du?“ sollen dann die Kommunikation eröffnen. Ein anderer Klassiker ist die Frage nach der Anzahl an Personen, mit denen man sich getroffen hat oder „Was hast du hier schon so alles erlebt?“.
Ich habe ehrlich sehr lange mit sehr vielen Männern geschrieben, bis ich einen gefunden habe, der mich wirklich zu einem Date überzeugen konnte. Um überhaupt eine Vorauswahl treffen zu können, habe ich erstmal alle Anschreiben mit Rechtschreib-/Grammatik- und Zeichensetzungsfehlern von vornherein gelöscht. Es liess sich beobachten, dass somit gut die Hälfte der Mails entfernen liessen - generell sind aber nahezu alle Bildungsschichten im Joyclub vertreten: Ich schrieb mit Ingenieuren, Studenten, Maklern, Personal-Trainern, etc. pp. Dass man theoretisch mit jedem Mann ohne Aufwand Sex haben könnte, macht das Treffen einer Auswahl nicht leichter. Auch ist es oft passiert, dass Männer anfangs sehr aufmerksam und höflich waren und diesen Stil dann mit einem „Wann fic*** wir also?“ gebrochen haben. Es gibt aber auch Wiederholungstäter, die entweder vergessen haben, dass sie einen Korb gekriegt haben, oder diesen einfach nicht akzeptieren wollen. Für die ganz aufdringlichen gibt es ja glücklicherweise auch die Ignorier-Liste.
Als Frau hat man aber die Zügel gänzlich in der Hand, also habe ich gewartet bis jemand auftauchte, der nicht bloss Körperflüssigkeiten austauschen wollte, sondern auch an der Person interessiert war, mit der er das tat.
Das erste Date war bei mir zu Hause. An sich keine gute Idee, falls man sich erst noch beschnuppern will, aber nachdem wir davor schon einige Wochen geschrieben hatten, war ich mir sicher wir würden uns gut verstehen. Das taten wir auch, aber der Abend war alles in allem nicht so ekstatisch, wie ich es gedacht hatte. Er meldete sich noch einmal, aber der Kontakt verlief sich sehr schnell...
Die Dates habe ich dann erstmal gemieden. Immerhin war das, was ich erlebt hatte, mehr eine schnelle Nummer als ein „erotisches Abenteuer“. Dann weckte ein junger Arzt mein Interesse – Sex im Behandlungszimmer klang für mich zunächst äusserst erotisch und abenteuerlich.
Getroffen haben wir uns dann aber doch spontan bei ihm. Wir hatten zuvor auch einige Wochen geschrieben und auch telefoniert und uns auf sexueller, sowie auf allen anderen Ebenen exzellent verstanden. Aber auch dieses Date glich eher einem abgekartetem Spiel, als einem richtigen Date. Generell wich der Smalltalk meist dem Wein und der Wein meist erotischen Aktivitäten.
Aber auch der Arzt blieb ein ONS – Unsere geteilten Fantasien waren weitaus erotischer, als die nahezu frigide Realität. Also verblieben wir mit fantasievollen, erotischen Abenteuern – vorgestellt, medial vermittelt.
Das dritte Date war ausnahmsweise anders: Es gab kein „Happy End“: Wir haben uns bei ihm getroffen, geredet, Wein getrunken, aber sind stundenlang beim Wein und den angenehmen Gesprächen geblieben. Und auch wenn es doch eine Anziehung zwischen uns gab, so wurde diese aufgeschoben: Weil wir uns wirklich mehr mochten, als es dieses kurze Happy End zum Ausdruck gebracht hätte. Und nun, nachdem es mehrere Happy Ends gab, ist diese Person zu einem meiner besten Freunde geworden. Manchmal gleicht es gar einer offenen Beziehung, in der alles kann und nichts muss. Ein dynamisches Verhältnis, das sich an nicht mehr und nicht weniger als unserer Lust aufeinander orientiert.
Alle weiteren Dates glichen entweder dem ersten oder dem zweiten Date: Schneller, unkomplizierter Sex ohne weitere Verbundenheit oder Sex, der in dieser Form nicht noch einmal stattfinden wird, obwohl man sich mag. In vielen Fällen schreibt man sich aber auch wochenlang, bis das Interesse verfliegt und es kommt kein Date zu Stande. Man kann sich aber auch Kontakte auf Stand-By halten – bislang war mir deswegen keiner böse.
Und auch jetzt nach einem halben Jahr beim Joyclub werde ich oft von neuen Unbekannten angeschrieben und werde immer wieder überrascht, welche erotischen Wünsche Personen hegen können. Viele Männer suchen auch eine Reisebegleitung oder einen Partner für gewöhnliche Freizeitaktivitäten. Generell zeichnet sich der Joyclub für mich dadurch aus, dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind und jegliche Wünsche ohne Scheu geäussert werden können. Es findet hier sozusagen jeder Topf seinen Deckel.
Meine Dates halte ich derzeit bewusst sehr konservativ. Ich habe viele verschiedene, aber auch sehr besondere Männer im Joyclub kennengelernt. Das „grosse erotische Abenteuer“ blieb bislang aber aus – ich bleibe aber optimistisch, dass auch mein Deckel irgendwann auftauchen wird. Immerhin steht das sexuelle Interesse an der anderen Person nicht immer im Vordergrund – Ich persönlich suche nun auch mehr nach offenen Personen, mit denen man schöne Stunden verbringen kann. Ob mit oder ohne Happy End…
Aber findet man bei Joyclub auch mehr als nur erotische Abenteuer?
Tatsächlich beteuert Joyclub, dass man hier auch ernsthafte Beziehungen finden und führen kann, allerdings hat sich das unserer Erfahrung nach nicht bestätigen können. Obgleich hier sehr viele Mitglieder angemeldet sind und man so mit sehr vielen frivolen, offenen Menschen in Kontakt kommen kann, sind das dann meist doch nicht die, mit denen man eine Liebesbeziehung führen möchte. Allerdings ist das auch nicht weiter schlimm, die Nutzer kommen dennoch auf ihre Kosten und wenn es zwischen zwei Usern trotzdem funkt, dann sind die Umstände des Kennenlernens wohl hoffentlich nur Nebensache.
Design und Bedienung
- Angemessenes Design
- Intuitive Bedingung
- Schnelle Ladezeiten
- Viele Funktionen anfangs etwas unübersichtlich
- Mobile Version der Webseite funktioniert auch auf dem Tablet
Das dunkle und geheimnisvolle Design des Joyclub in schwarz und hinterlässt einen "eindeutigen" ersten Eindruck. Allerdings bietet Joyclub komplexe Möglichkeiten, das ist schon fast etwas zu viel Auswahl. Als Nutzer muss man sich erstmal einen Überblick verschaffen. Trotz der hohen Komplexität und der vielseitigen Möglichkeiten gewöhnt man sich schnell an die Bedienung.
Joyclub passt das Design auch stetig an und so ziert die persönliche Startseite seit einiger Zeit nun eine Pinnwand, auf der man die neuesten Beiträge von Freunden und Veranstaltern, aber auch die neuesten Artikel und Umfragen sehen kann. Auch das Arrangement der Profile hat eine Modernisierung erfahren, die etwas übersichtlicher ist, als die vorige Version.
Leider sind die Möglichkeiten beim Joyclub aber ebenso vielfältig wie bei Facebook und einzelne Funktionen sind teilweise nur schwer zu finden.